
Die Doula ist eine „Freundin auf Zeit“, die dich in dem Ausmaß begleitet, in dem du es dir wünschst. Sie ist für dich da und umsorgt dich vor, während und nach der Geburt und tut gemeinsam mit deiner Hebamme ihr Möglichstes, damit du dich emotional sowie physisch sicher und geborgen fühlst.
Wie begleitet dich deine Doula durch die Schwangerschaft?
Nicht nur die Geburt selbst, auch die Zeit zwischen positivem Schwangerschaftstest und dem großen Tag ist voller magischer Momente, Meilensteine und Überraschungen. Aber auch Gefühlsachterbahnen, Unsicherheiten und körperliche Beschwerden können vorkommen und dem Erleben dieses spannenden Lebensabschnittes einen Dämpfer verpassen. Während dieser Zeit hat deine Doula immer ein offenes Ohr für deine Gedanken, hilft dir beim Einholen von Informationen und Finden von Fachpersonen (bspw. Hebamme), weint mit dir (Freuden)Tränen, feiert deine entstehende Familie, verabschiedet sich mit dir gemeinsam von der Schwangerschaft, schafft Entspannungs-Momente für dich und tüfftelt mit dir DEINEN persönlichen Plan für die Geburt und die Zeit danach aus.
Das Mamawerden sollte meines Erachtens nach niemals als eine mit der Geburt plötzlich eintretende Zustandsänderung betrachtet werden, sondern stets als sensibler Prozess, welcher bereits beim Erwachen des Kinderwunsches beginnt und voller einschneidender Übergänge ist. Schwanger werden, schwanger sein, Geburt, frühes Wochenbett, spätes Wochenbett… Neben der körperlichen Komponente ist es meiner Erfahrung nach unbedingt notwendig, dass auch die Seele ganz individuell die Zeit und den Raum bekommt, um diese Übergänge sowohl zu feiern als auch zu verarbeiten, um Vergangenes loszulassen und Neues willkommen zu heißen. In all diesen Punkten steht dir deine Doula zur Seite. Das Ziel deiner Doula ist es, dass du selbstbestimmt, zuversichtlich und mit möglichst emotionaler Leichtigkeit auf Wolke 7 durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett schwebst.
Natürlich darf auch der Prozess des Papawerdens nicht außer Acht gelassen werden. Partner haben einen anderen, vielleicht manchmal etwas rationaleren, Blickwinkel auf „das, was da gerade passiert“. In Anbetracht der sich verändernden Partnerin und der bevorstehenden Zeit können sich daher auch beim werdenden Papa Fragen auftun. Auch hier begleitet deine Doula, hört aktiv zu, berücksichtigt Wünsche, gibt klärende Informationen weiter und bestärkt euch als Paar und werdende Eltern.
Was macht deine Doula während der Geburt?
Das, was du möchtest und realisierbar ist. Die Aufgaben der Doula richten sich stets nach den individuellen Bedürfnissen der begleiteten Frau und sind dementsprechend vielfältig. Bereits in der Schwangerschaft wird im Rahmen eines ausführlichen Vorgesprächs klar definiert, welche Rolle die Doula einnimmt und wie sie dich am besten unterstützen kann (auch in unerwarteten Situationen, die vielleicht eintreten können). Zu ihren Aufgaben können gehören:
- DA sein! Auch im vielleicht hektischen Klinik-Alltag weicht sie dir nicht von der Seite – es sei denn, du möchtest das. Du hast somit eine durchgehende 1:1-Begleitung.
- Deine Hebamme unterstützen
- Als Backup in Bereitschaft sein, falls du dir nur eine Begleitperson wünschst und bis zur Geburt nicht sicher ist, ob deine Partner:in dich begleiten wird können
- Ein offenes Ohr für deine Fragen haben und dich gemeinsam mit dem Geburtsteam dabei unterstützen, eine Antwort auf diese zu finden
- Dich ermutigen und bestärken
- Eine angenehme Atmosphäre, möglichst nach deinen Vorstellungen, schaffen
- Dir die Zeit vertreiben
- Mit Liebe zum Detail für schöne Momente sorgen
- Mit dir gemeinsam die Wellen veratmen
- Mit dir gemeinsam tönen
- Gemeinsam mit deiner Hebamme Wege für deinen Partner/deine Partnerin aufzeigen, wie dieser/diese sich aktiv an der Geburt beteiligen kann
- Deine Partner:in entlasten, ihm/ihr eine kurze Pause zum Durchatmen verschaffen, ihn/sie bestärken
- Während einer Hausgeburt dein Lieblingsessen für nachher organisieren oder währenddessen mit den Geschwisterkindern spielen
Wie steht euch deine Doula im Wochenbett zur Seite?
Wie wundervoll und einzigartig ist das Gefühl, das eigene Kind auf dieser Welt willkommen zu heißen. Die Zeit steht scheinbar still und das Glück ist vollkommen. Die Zeit nach der Geburt wird allerdings auch gerne als das vierte Trimester bezeichnet, in welchem ambivalente Gefühle aufkommen können. In den Glücksrausch des Kennenlernens können sich durch die notwendige körperliche und seelische Erholung Gefühle von Unsicherheit, Überforderung, Traurigkeit oder Versagen mischen. Das Ankommen im Wochenbett benötigt ebenso liebevolle Zuwendung wie der anschließende Prozess der Etablierung einer Routine in der neuen Familienstruktur. Auch hier steht deine Doula dir und deiner Familie zur Seite. Deine Doula hört dir einfühlsam zu, gibt dir einen Raum, die unsortierten Gefühle im Hormonkarussell zu ordnen, erzählt dir die erlebte Zeit aus ihrer Sicht, hilft dir dabei, ein paar Minuten für dich alleine zu haben und hat viele Ideen, die dir dabei helfen können, nach der aufregenden Reise emotional wieder sanft im Alltag zu landen.
So kann beispielsweise ein Rebozo Cerrada eine wunderschöne Möglichkeit sein, nach der Geburt wieder in die (emotionale) Mitte zu finden, das Wochenbett zu beschließen und Kraft zu tanken.
Was ist der Unterschied zwischen Doula und Hebamme?
Die Doula ersetzt keine Hebamme bzw. kein medizinisches Personal, sie ist eine Ergänzung. Sie hat keine medizinische Ausbildung und trifft keinerlei (medizinische) Entscheidungen, führt keine (medizinischen) Untersuchungen oder Behandlungen durch, gibt keine Empfehlungen und berät auch nicht. Des Weiteren begleitet die Doula keine Alleingeburten.
Doulas besitzen also keine medizinischen Kompetenzen, können aber selbst Zusatzqualifikationen mitbringen und sind sehr gut mit Fachpersonen vernetzt. Bist du also bspw. auf der Suche nach der für dich passenden Geburtsklinik, einer Hebamme, einem Facharzt/einer Fachärztin oder aber auch bspw. Unterstützung im Wochenbett, kann dir deine Doula hier helfen, eine passende Lösung zu finden.
Wie wird man Doula?
Deine Doula ist in der Regel eine geburtserfahrene Frau (durch eigene Geburten und/oder durch Begleitungen), die ein spezielles Training (bspw. beim Verein „Doulas in Austria“) durchlaufen hat. Sie weiß über die verschiedenen Prozesse und aufkommenden Gefühle rund um die Geburt Bescheid und bringt viele (kreative) Ideen mit, diese in möglichst schöne Erinnerungen zu verpacken. Eine professionelle Doula kennt die Grenzen ihres Kompetenzbereichs und achtet diese. Als Beschreibung finde ich die englische Beschreibung als „trained birth-partner“ passend. Deine Doula hilft dir dabei, DEINEN Weg zu finden, bestärkt dich in deinen Entscheidungen, akzeptiert dich so wie du bist, spricht dir Mut zu und bringt DIE Extraportion Oxytocin in deine Geburtsreise 🙂
Was sagt die Wissenschaft dazu?
Bauchgefühl und Intuition sind meiner Meinung nach nicht zu unterschätzende Faktoren und sollten – gerade wenn es um die natürlichen Prozesse rund um die Geburt geht – viel öfter Gehör finden. Wenn dann noch die Wissenschaft zustimmt, freut sich auch das Techniker:innen-Herz.
Dass sich die Begleitung durch eine geburtserfahrene Frau positiv auf den Geburtsverlauf auswirkt, ist erwiesen. Eine detaillierte Ausführung findest du hier. Die Anwesenheit einer Doula bringt dir unter anderem folgende Vorteile:
- Verkürzung der Wehenzeit um 2-3 Stunden
- Weniger Komplikationen
- Seltenerer Einsatz von Schmerzmitteln
- Geringere Kaiserschnittrate
Foto: Mathias Taxer